Samsung Galaxy S21 FE im Test: Zu spät, zu teuer, aber gut | TechStage

2022-07-16 03:11:01 By : Ms. Anna Zhong

Die Fan-Edition der S20-Reihe schlug ein wie eine Bombe: Schnell, viel Speicher, gute Kamera und akzeptabler Preis. Der Nachfolger hat es da schwieriger, zumal es auf den ersten Blick kaum Fortschritte gibt.

Anfangs belächelten sicherlich einige das Samsung Galaxy S20 FE (Testbericht), also die Fan-Edition der S20-Reihe. Denn auf den ersten Blick handelte es sich einfach nur um eine abgespeckte Variante der „großen Brüder“. Tatsächlich passte das Gesamtpaket aber ziemlich gut, denn Interessenten mussten vergleichsweise wenig Abstriche bei einem beinahe moderaten Preis hinnehmen.

Da ist es kein Wunder, dass Samsung auch im Jahr 2022 ein FE-Modell nachschiebt, um an den Erfolg des Vorjahres anzuknüpfen. Wobei „auch im Jahr 2022“ und „Erfolg des Vorjahres“ nicht ganz richtig ist. Denn das S20 FE kam bereits im Oktober 2020 auf den Markt, das S21 FE hat sich so gesehen um etliche Monate verspätet. Grund ist unter anderem die anhaltende Chip-Knappheit, die nicht nur Smartphones betrifft. Das Problem: Durch die Verspätung rückt der Marktstart der Samsung Galaxy S22-Reihe zeitlich gefährlich nah und der Preis ist dafür mit fast 750 Euro in der UVP des Herstellers sehr ambitioniert gewählt. Kann Samsung damit wirklich an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen?

Natürlich lehnt sich das Design des S21 FE an das Design der S21-Reihe an. Das sieht man hauptsächlich bei der Gestaltung der Kameraeinheit. Die geht ebenfalls am äußersten Rand direkt und ohne zusätzliche Stufe aus dem Rahmen in den „Kamerabuckel“ über, während die vorstehende Einheit zum Gehäuse-Inneren sanft abgerundet und klar abgesetzt ist. Andere schmückende Elemente gibt es hinten nicht. Insgesamt sieht die FE-Version schick, aber auch etwas langweilig aus. Hinzu kommt die Verwendung von Kunststoff für die Rückseite, der nicht übermäßig hochwertig wirkt. Das passt nicht zu einer UVP jenseits der 750 Euro.

In der Hand liegt das Smartphone hingegen sehr gut – womöglich auch ein Effekt der Kunststoffrückseite. Die Übergänge beim S21 FE sind wegen des breiteren, matten Metallrahmens zu Front und Rückseite noch sanfter als beim Vorgänger. Dazu wiegt es mit 177 Gramm dank der Materialwahl erstaunlich wenig. Das ist man von aktuellen Smartphones, die meist gut an der 200-Gramm-Grenze kratzen, kaum noch gewöhnt. Hinzu kommt, dass das S21 FE bei der Größe irgendwo zwischen Samsung Galaxy S21 und Samsung Galaxy S21+ liegt und damit fast noch als handlich durchgeht. Das S20 FE war größer und schwerer.

An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Unregelmäßige Spaltmaße findet man nicht, die Tasten auf der rechten Seite sind gut platziert und hervorragend zu bedienen. Wie der Vorgänger ist das neue S21 FE staub- und wasserdicht nach IP68-Standard. Dank der noch schmaleren Ränder und dem kleinen Punchhole sieht das S21 FE auf der Front noch moderner als der Vorgänger aus.

Beim Display setzt Samsung beim S21 FE auf eine minimal kleinere Größe als beim Vorgänger: 6,4 statt 6,5 Zoll. Der Rest ist hingegen ziemlich identisch: Die Auflösung liegt bei 2340 x 1080 Pixel, es kommt OLED zum Einsatz und die Bildwiederholungsrate liegt erneut bei bis zu 120 Hz. Dabei handelt es sich allerdings erneut nicht um ein adaptives Display, sondern der Nutzer kann die Frequenz fest auf 60 oder 120 Hz einstellen.

Bei der Darstellungsqualität liegt das neue FE-Modell in etwa auf S21- oder S21+-Niveau. Die hohe Helligkeit von knapp 700 cd/m² im Automatikmodus und ungefähr 400 cd/m² im manuellen Modus liegen etwas unter Ultra-, aber in etwa auf Augenhöhe mit den anderen beiden S21-Modellen. Das gilt für die gesamte Darstellungsqualität: Schwarzwert, Farbwiedergabe, Kontraste – alles richtig gut, vielleicht sogar besser als bei den beiden kleinen S21-Modellen außer dem Ultra. Echte Kritik fällt da schwer.

Auf dem Papier hat sich im Vergleich zum Vorgänger, dem Samsung Galaxy S20 FE (Testbericht), bei der Kamera wenig getan. Das Samsung Galaxy S21 FE setzt entsprechend wieder auf zwei 12- und eine 8-Megapixelkamera. Hauptlinse und Weitwinkel setzen dabei erneut auf Blenden von f/1.8 und f/2.2, die etwas niedriger auflösende Teleoptik auf f/2.4. Ein optischer Bildstabilisator (OIS) für Haupt- und Telekamera ist auch wieder dabei. Die Frontkamera knipst zudem wieder Bilder mit 32 Megapixel.

Im Test sahen die Ergebnisse dann entsprechend auf den ersten Blick nicht anders als beim S20 FE aus: Die Hauptkamera knipst Aufnahmen mit guter Schärfe, Bilddynamik und Farbtreue, Bildrauschen ist besonders bei gutem Licht so gut wie gar nicht zu sehen. Der Weitwinkel zeigt erneut Verzerrungen am Bildrand, schlägt sich aber ansonsten gut. Die Teleaufnahmen wirken wie beim Vorgänger klar und qualitativ ausreichend hochwertig, auch wenn hier Unterschiede zum teureren Ultra-Modell sichtbar sind.

So weit, so wenig überraschend. Bei genauerer Betrachtung hat Samsung aber offenbar an der Kamera-Software gedreht. Denn gerade bei abnehmendem Licht ist die Bildqualität etwas besser als beim vorherigen FE-Modell. Das beinhaltet auch den Nachtmodus, der nun eine Spur klarer und schärfer rüberkommt. Das sind insgesamt keine Welten, aber immerhin wird das S21 FE seinem Ruf als Nachfolger damit gerecht. Eine Klasse für sich sind weiterhin Videoaufnahmen, die selbst in 4K/60 gut stabilisiert und knackscharf sind. Kleine Fortschritte scheint es außerdem bei der Software der Frontkamera gegeben zu haben, Selfies wirken noch eine Spur knackiger.

Bei der restlichen Ausstattung setzt sich das zuvor gemalte Bild fort: Es gibt wenig Neuerungen, das meiste scheint man schon vom Vorgänger zu kennen. Die Fortschritte sind erst auf den zweiten Blick zu sehen. Am auffälligsten ist da noch der Snapdragon 888, der den Vorgänger-Chip im S20 FE ablöst. Der neuere SoC (System on a Chip) ist wenig verwunderlich noch schneller und seine Verwendung ist natürlich in einem Nachfolger zu begrüßen, auch wenn man die Extrapower neutral betrachtet eigentlich nicht benötigt hätte. Denn der Snapdragon 865 war und ist im Alltag immer noch schnell genug, sodass man die Unterschiede in erster Linie in Benchmarks bemerkt. So erreicht das Gerät nun in 3DMark Wildlife knapp 5850 statt 2170 Punkte und in PCmark Work 3.0 sind es 13.900 statt 9900 Punkte. Bei normaler Nutzung merkt man davon nichts, Hakler oder Hänger gibt es normalerweise nicht und Spiele laufen flüssig mit hohen Framerates.

Hinzu kommen Fortschritte im Detail, die erst auf den zweiten Blick auffallen. So hat das neue S21 FE USB 3.2 Gen 1 statt USB 3.1 und Bluetooth gibt es in Version 5.2 statt 5.0. Die restlichen Goodies wie NFC, 5G Wifi 6 und einiges mehr sind hingegen gleichgeblieben. Auf den ersten Blick könnte man das auch vom Fingerabdrucksensor behaupten. Der arbeitet optisch statt wie in S21 und Co. per Ultraschall. Die minimal schnellere Identifizierung der Abdrücke in den teureren Geräten dürften die meisten Nutzer aber gar nicht bemerken. Das gilt auch für die Stereo-Lautsprecher, die auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den S21-Modellen sind. Für weitere technische Features schlagen wir einen Blick in die Specs-Tabellen vor.

Eines sei allerdings hervorgehoben: Im Gegensatz zum Vorgänger ist die Speicherbestückung mit 6/128 und 8/256 GByte zwar gleichgeblieben, allerdings gibt es keine Erweiterungsmöglichkeit mehr. Steht das FE doch nicht für FAN-Edition oder geht man bei Samsung davon aus, dass Fans ohnehin alles kaufen? Anders erklärt sich für uns dieser Verzicht einfach nicht.

Bei der Software setzt Samsung beim neuen S21 FE erstmals ab Werk auf Android 12 und OneUI 4.0. Die Unterschiede der neuen Nutzeroberfläche beschränken sich auf den ersten Blick auf zusätzliche Individualisierungsmöglichkeiten. Schön, dass Samsung zudem an dem Versprechen festhält, Support für 3 Jahre zu geben – für Firmware-Updates und Sicherheits-Patches. Letzteres stand zum Testzeitpunkt bei Januar 2022 – also topaktuell. Über Bloatware wie Spotify oder Microsoft-Apps kann man streiten, der ein- oder andere wird die sicherlich hilfreich finden.

Beim Akku gibt es ebenfalls nichts Neues zu berichten. Zum Einsatz kommt das gleiche Powerpack mit 4500 mAh, der maximal mit 25 Watt „schnell“geladen werden kann (etwa 70 Minuten) und sich zudem auf kabelloses Laden versteht. Das klappt bei Strom in den Akku mit 15 Watt. Reverse Charge, also das kabellose Laden von anderen passenden Geräten, läuft mit 4,5 Watt. Das alles allerdings nur, wenn man ein Ladegerät – mit oder ohne Kabel – organisiert, denn daran spart Samsung erneut. Im Battery-Test von PCmark kommt das Smartphone auf rund 10 Stunden bei 120 Hz, im Alltag sind je nach Nutzungsverhalten im Schnitt also gut ein bis zwei Tage Nutzung ohne nachladen drin.

Das Samsung Galaxy S21 FE gibt es in den Speichervarianten 6/128 und 8/256 GByte. Die UVP liegt bei 449 und 819 Euro. Als Farben stehen Graphite, Olive, Lavender und White zur Verfügung.

Entsprechende Hüllen und Cases zum Schutz des Smartphones gibt es ab 2 Euro, wie wir an anderer Stelle zeigen.

Das Samsung Galaxy S21 FE ist ein ziemlich gutes Smartphone. Positiv hervorzuheben sind Display, Leistung, Kameras, Speicher und die Gesamtausstattung. Sogar der Akku tut im Wesentlichen, was er soll. Leider kommt das Smartphone einfach zu spät auf den Markt. Denn schon bald kommt die S22-Reihe und entsprechend ist die S21-Reihe, auf die das Modell aufsattelt, inzwischen einfach ein gutes Jahr alt. Zudem der hohe Preis – das passt nicht.

Hinzu kommen dann noch Kleinigkeiten wie fehlende Speicherkartenaufnahme, nur eine feste Bildwiederholungsfrequenz, eine nicht übermäßig hochwertige Rückseite und langsames Laden des Akkus. Klar, irgendwo muss der Hersteller Unterschiede zu hochwertigeren Modellen schaffen, aber insgesamt passt dadurch das Gesamtpaket beim S21 FE nicht so gut, wie seinerzeit beim S20 FE (Testbericht). Und dass dieser Vorgänger eigentlich immer noch eine sehr gute Alternative ist, sagt schon alles über das neue Modell.

Außerdem sind manche Smartphones in unseren Bestenlisten bis 400 und bis 500 Euro kaum schlechter, dafür aber deutlich günstiger als das S21 FE. Da hat das neue Modell bei aller Güte einen schweren Stand.

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