Müller+Müller produzieren Glasfläschchen für Covid-19-Impfstoff

2022-01-25 10:37:59 By : Mr. Tony Wu

Weltweite Nachfrage in Coronakrise: Pharmakonzerne bestellen auf Vorrat - 300 Millionen Glasröhrchen Jahresproduktion

Holzminden/Höxter (WB). Noch gibt es gegen das Coronavirus keinen Impfstoff. Die Entwicklung läuft weltweit auf Hochtouren, erste Versuche und klinische Studien sind bereits gestartet. Doch trotz der intensiven Forschung dürfte es noch einige Zeit dauern, bis ein Impfstoff auf den Markt kommt. Das Unternehmen Müller+Müller steht bereit, um schnell Millionen Fläschchen für den Impfstoff gegen Covid-19 liefern zu können.

„Wir sind seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner für die internationalen Pharmaunternehmen. In den vergangenen Wochen sind bei uns viele Anfragen aus der Pharmabranche eingegangen. Wir sind auch in der Lage zu liefern“, sagt Florian Müller-Stauch, Juniorchef und Manager des in der Weseraue in Holzminden ansässigen Betriebes. Der in Höxter wohnende 32-Jährige ist in diesen Krisenzeiten zusammen mit seinem Vater stark gefordert: „Wir haben die Produktion an Glasfläschen hochgefahren und können jederzeit, sollte ein Impfstoff auf den Markt kommen, weitere Kapazitäten bis zum Neubau von Produktionshallen schaffen“, schildert Müller-Stauch.

300 Millionen Fläschchen aus Röhrenglas betrage der Jahresausstoß von Müller+Müller. 140 Mitarbeiter, darunter auch viele aus dem Kreis Höxter, sorgten für reibungslose Abläufe, sagt Florian Müller-Stauch. Müller+Müller sei besonders bei hochwertigen Glas Typ 1 für Medizinprodukte gefragt und habe eine Exportquote von 50 Prozent. Das sei jetzt auch in der Corona-Krise so, wo sich die Pharmaindustrie auf die Belieferung des Weltmarktes vorbereite. „Man muss sehen, dass es in Deutschland nur eine Handvoll und in Europa vielleicht ein Dutzend Firmen gibt, die diese Fläschchen überhaupt herstellen und vertreiben“, erläutert Müller-Stauch. Strenge Regeln für Hygiene und Keimfreiheit gebe es im Unternehmen auch ohne Corona-Auflagen: Das Personal arbeite mit Schutzkleidung, gefilterte Luft an den Produktionsstätten sei wichtig, und Dinge wie Mund-Nasenschutz oder partikelarme Produktion und Verpackung gehörten zum Grundverhalten aller Mitarbeiter.

Dass Firma Müller+Müller Fläschen produziert, die Leben retten, dass ist längst noch nicht allen Menschen im Weserbergland bewusst. Die Corona-Krise lenkt den Blick natürlich in diesen Wochen zum Unternehmen an der Weser unweit der Landesgrenze zu NRW. Dass die Firma mit Blick auf Corona und den Impfstoff für den Tag X Neuinvestitionen und Kapazitätserweiterungen plant, dass ist für Dr. Hubertus Müller-Stauch (Geschäftsführender Gesellschafter) und seinen Sohn Florian Müller-Stauch selbstverständlich. Dies sei eine große Herausforderung. Die Verlässlichkeit der Firma sei vielen Pharmaunternehmen besonders wichtig, weil sie auf Mittelständler wie Müller+Müller besonders bauen. Weltweit würden zurzeit Kooperationen und Lieferwege organisiert, um den Impfstoff nicht nur zu produzieren, sondern ihn auch abzufüllen und in die vielen betroffenen Länder zu transportieren. Als Fläschchenlieferant Typ 1 Röhrenglas sei man mittendrin in den Planungen für die schnelle Lieferfähigkeit, so Florian Müller-Stauch. Man betreibe keine eigene Glaswanne wie die Glashütten, sondern produziere das Endprodukt „Röhrchen“ für medizinische Stoffe wie eine Covid-19-Impfflüssigkeit. Müller+Müller bietet ein breites Spektrum an Glasfläschchen von 2 ml bis 40 ml, mit verschiedenen Mündungsformen (Injektionsfläschchen oder Fläschchen mit Schraubverschluss).

Pharmaindustrie und Landkreis Holzminden haben das Unternehmen Müller+Müller als systemrelevant eingestuft, was für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet, dass die Kinderbetreuung gesichert sei, um alle Kräfte zu mobilisieren, damit die gefragten kleinen Fläschchen sofort geliefert werden können. Es werde schon mehr gearbeitet, dieses Frühjahr bedeute eine erhebliche Anstrengung für die ganze Branche. Etliche konkrete Anfragen der Pharmafirmen nach Glasbehältnissen lägen in Holzminden vor, so Florian Müller-Stauch. Die weltbekannten Pharmafirmen würden bereits jetzt die Fläschchen bestellen und einlagern, um sofort Impfstoff, so er denn auf dem Markt sei, produzieren und verteilen zu können. Viele warteten dringend darauf.

Wichtig sei für Deutschland, dass eine eigene Produktion und Versorgung im Inland sehr wichtig sei, meint Florian Müller-Stauch. Hersteller wie Müller mit einem Anlagenpark von 45 Produktionsmaschinen mit Flammen- und Formstationen erhofften sich hier ein Umsteuern und besondere Investitionen in den bundesdeutschen Gesundheitsbereich, um unabhängiger vom Ausland zu werden. Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffs viele Jahre. Bei Covid- 19 soll nun alles viel schneller gehen. Das hofft auch Florian Müller-Stauch. Die Mission der heimischen Firma sei es, den Kunden qualitative hochwertige Produkte zu liefern. Zum Anspruch gehört es, der pharmazeutischen Industrie innovative und anforderungsgerechte Lösungen anzubieten.

1924 ist das Unternehmen Müller-Joh. Glaswarenfabrik am Rennsteig in Neuhaus/Thüringen gegründet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließ die Familie nach der kommunistischen Machtübernahme Thüringen und gründete 1949 in Holzminden einen neuen Glaswarenbetrieb. Maschinenpark und Produktions- und Lagerhallen wurden auf dem Gelände Weseraue über Jahrzehnte erweitert. Das Geschäft lief und läuft gut. Müller+Müller ist ein führender Hersteller von Primärpackmitteln aus Röhrenglas für die Pharmazeutische Industrie weltweit. Am Produktionsstandort Holzminden werden jährlich 300 Millionen Glasfläschchen gefertigt. Die Produktion erfüllt höchste Qualitätsanforderungen und ist zertifiziert. Kunden sind Pharmaunternehmen weltweit, die Fläschchen aller Art für Arzneien und Impfstoffe benötigen.