Der große Epoxid-Guide, Teil 2: Welches Harz für welchen Zweck? | YACHT

2022-10-17 08:13:31 By : Ms. FIONA ZHANG

Unterschiedliche Epoxidharze gibt es für fast jeden Verwendungszweck. Womit Selbstbauer starten sollten und worauf beim Arbeitsschutz zu achten ist, lesen Sie hier

Für professionelle Anwender bietet der Markt eine geradezu überwältigende Auswahl an Epoxidharzen. Hinzu kommen sogenannte Bio-Epoxide wie die Entropy-Serie von West System oder das Greenpoxy von Sicomin, bei denen ein Teil der üblicherweise aus Erdöl gewonnenen Kohlenstoffverbindungen aus Leinsamen oder Abfallprodukten der Biokraftstoff-Herstellung extrahiert wird. Derzeit lassen sich etwa 30 bis 40 Prozent des Harz-Härter-Systems ohne fossile Rohstoffe produzieren. Die Bio-Harze sind technisch auf Augenhöhe mit den besten Standardprodukten, kosten jedoch rund 15 Prozent mehr.

Privatanwender sind mit Universalsystemen wie der 105er-Serie von West System am besten bedient. Sie sind quasi der Basis-Chemiebaukasten für Bootsbastler und lassen sich über die Wahl des Härters an die Arbeitsbedingungen anpassen. Wobei hier hauptsächlich die Umgebungstemperatur und die gewünschte Verarbeitungszeit ausschlaggebend sind.

Wenn strukturelle Klebungen oder Verstärkungen hergestellt werden sollen, kommen Füllstoffe und Glasgewebe ins Spiel, denn die Festigkeit des Harzes allein reicht dafür nicht aus. Bei den Verstärkungsfasern ist Epoxid wenig wählerisch. Je nachdem, welche Eigenschaften gewünscht sind, kann das Harz mit Glas-, Aramid- oder Kohlefasern verarbeitet werden. Aber auch derzeit noch exotischer anmutende Materialien wie Flachs oder Basalt lassen sich gut mit Epoxid kombinieren.

Dagegen ist die klassische Standardmatte aus dem Polyester-Zubehör ungeeignet. Sie besteht aus relativ kurzen Glasfaserabschnitten, die ungeordnet übereinanderliegen. Damit die rund 6,5 Zentimeter langen Glas-Filamente im trockenen Zustand nicht auseinanderfallen, sind sie mit einem sogenannten Binder verklebt. Solange man mit Polyester arbeitet, ist das kein Problem, denn der Binder wird vom Styrol aufgelöst, und das Harz kann die Fasern umschließen. Bei Epoxid löst sich das Bindemittel nicht auf, weshalb das Harz die Matte auch nicht richtig durchtränken kann und kein fester Verbund entsteht.

Daher sollte Epoxid immer mit Geweben oder Gelegen kombiniert werden. Bei Letzteren werden die Faserstränge durch Kettfäden zusammengehalten, sodass kein chemischer Binder nötig ist.

Epoxidharze dunsten kaum Lösungsmittel aus, daher ist beim Anmischen und Verarbeiten in großen Räumen nicht zwingend ein Atemschutz nötig. Handschuhe und Overall sind dagegen unabdingbar, denn der Kontakt mit der Haut sollte vermieden werden. Kommt es dennoch zu einer Kontaminierung, keine Lösungsmittel verwenden! Sie schaden der Haut mehr als sie helfen. Besser das frische Harz sofort mit Seifenwasser abwaschen. Tipp: Zwei Paar Handschuhe übereinanderziehen, dann kann die verschmutzte Außenlage beim Arbeiten schnell und unproblematisch gewechselt werden. Beim Schleifen von Epoxid unbedingt Atemschutz tragen.

Das Gewebe wird beim Laminieren oder Kleben als letzte Schicht aufgebracht. Es besteht aus Nylon und ist mit einem Trennmittel imprägniert, dadurch verbindet es sich nicht mit dem Harz oder dem Laminat. Nach dem Aushärten kann es relativ leicht entfernt (abgerissen) werden. Es erfüllt mehrere Aufgaben. Überschüssiges Harz wird vom Gewebe aufgesogen. Außerdem sorgt es für eine gleichmäßige Laminatoberfläche. Mit dem Abreißen verschwindet auch die gefürchtete Aminröte. Eine Reinigung ist nicht nötig; es kann ohne Zwischenschliff direkt weitergearbeitet werden.

Bei der Aushärtung von Epoxidharzen kann sich auf der Oberfläche eine wachsartige Schicht bilden. Dabei handelt es sich um Reaktionsrückstände des Härters, die vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit und geringen Umgebungstemperaturen entstehen. Je nach Härter und Klima kann das Erscheinungsbild von fast unsichtbar bis zu einer stumpfen und fettigen Oberfläche reichen. Aminröte wird bei der Weiterverarbeitung zum Problem. Beim Schleifen setzt sich das Papier extrem schnell zu und rutscht praktisch ab. Ferner kann die Wachsschicht die Haftung von Epoxidharz, Lacken oder Primern stark behindern. Die Bildung des Rückstands lässt sich insbesondere bei der Arbeit im Freien oder in der Halle kaum vermeiden. Es gibt aber zwei Wege, das Problem zu umschiffen: Entweder wäscht man das Laminat mit lauwarmem Seifenwasser und einem Scheuerschwamm ab und trocknet die Fläche anschließend mit Papier­tüchern. Oder man verwendet Abreißgewebe als letzte Schicht.

Teil 1: Laminieren, reparieren, kleben oder beschichten ... mit Epoxidharz ist vieles möglich. Wir waren daher einige Tage bei der Von der Linden GmbH im Werkraum und haben Helge von der Linden alles gefragt, was wir schon immer über das Wunderharz wissen wollten. Im ersten Teil unserer neuen Serie geht es zunächst um die Grundlagen, danach zeigt Helge, wie man Holzoberflächen mit Epoxidharz beschichtet. Ein vollständiger Gratis-Workshop für alle Eigner!

Teil 2: Im zweiten Teil unserer Epoxid-Guide-Serie geht es um die oft genutzte Fähigkeit von Epoxidharz: das Laminieren. Ob Lochreparatur im GFK oder lose Schotten wieder fest bekommen – nach diesem Videolehrgang kann jeder Hohlkehlen ziehen und laminieren!

Teil 3: Im dritten Teil unserer Epoxidharz-Guide-Serie bei YACHT tv dreht sich alles um Füllstoffe und die Reparatur von Kohlefaser und weichen GFK-Decks. Mit dem Wissen kann jeder Hand anlegen, denn das Arbeiten mit Epoxidharz ist kein Hexenwerk. Fachmann Helge von der Linden zeigt die Reparaturen Schritt für Schritt.

Teil 4: Nach dem Beschichten, Reparieren und Laminieren geht es im letzten Teil um das Thema Spachteln ... besonders bei kleinen Schäden im GFK ist eine solche Reparatur nötig. Außerdem zeigt uns Helge seinen Lieblingseinsatz von Epoxid: das Einkleben von Beschlägen. Wir haben getestet, bis zu welchen Kräften so etwas wirklich hält.

Im letzten Teil zeigen wir weitere Anwendungsbeispiele für Epoxidharz, die sich ganz einfach nachmachen lassen

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